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1. Mannschaft 2009/2010

Runde 6: SC Heilsbronn I - Zabo-Eintracht Nürnberg I 4,5 - 3,5

„Du sollst nicht für dies Volk um Gnade bitten." (Jeremia 14.11) und etwas Englisch-Unterricht!

Runde 6: SC Heilsbronn I - Zabo-Eintracht Nürnberg I 4,5 - 3,5

Vorbemerkung: Um zu demonstrieren, wie wichtig uns der Kontakt mit den vielen tausend Lesern (Harrharr!) dieser Seiten ist, sei an dieser Stelle der erste Löser der im letzten Artikel eigentlich gar nicht gestellten Frage nach dem Namen der einzigen Tochter von Miss Ellie und Jock Ewing genannt. Es handelt sich dabei um Dr. Reinhard Knab! Die richtige Antwort lautet natürlich "Lucy" und es war die Ehre zu gewinnen, den unschuldigen Schreiber dieser Zeilen zu einem klitzekleinen Umtrunk einzuladen. Es sei darauf verwiesen, dass dieser Gewinnanspruch nicht verfällt und auch jederzeit von weiteren Lösern dieses Rätsels eingeklagt werden kann!

Eine Sehenswürdigkeit der Stadt Heilsbronn ist ihr Kloster, das so genannte ´Münster´, eine ehemalige Abtei der Ordensbrüder der Zisterzienser, dessen Besuch ohne jeden Zweifel lohnend ist. Jedoch beherbergt diese Gemeinde mit den Gebrüdern Erich und Manfred noch zwei weitere ´Münster´, Sehenswürdigkeiten zweifelsohne auch diese, aber ein Treffen mit ihnen ist nur mit Einschränkung zu empfehlen. Denn jene beiden spielen Schach für den bisher verlustpunktfreien Tabellenführer der Bezirksliga 2/B, den SC Heilsbronn, wobei sie, an den Brettern 1 und 3 agierend, maßgeblichen Anteil am Erfolg ihrer Mannschaft haben. Das Geheimnis hinter diesem Erfolg ist offensichtlich, wenn man sich vor Augen führt, wie der SC Heilsbronn seine Siege einfährt, nämlich in 4 von 5 Wettkämpfen mit dem Minimalergebnis von 4,5 - 3,5, das nennt man ´Effizienz´. Und was hatte unsere Mannschaft dem vor diesem richtungweisenden Spieltag schon entgegen zu setzten? Nun, immerhin in 5 Wettkämpfen 4 zum Unentschieden verschenkte mögliche Siege, das nennt man, wie wir inzwischen erfahren haben, ´Cliff-Barnes-Syndrom´! Wie dem auch sei, eine dieser beiden Serien musste ohnehin reißen, und beide Serien hätten reißen müssen, um endlich zu gewinnen oder um deutlich zu verlieren, wobei Letzteres von uns natürlich niemals ernsthaft in Betracht gezogen wurde. Sollten sich unsere endlosen Sitzungen beim Vereinspsychologen tatsächlich bezahlt gemacht haben?

Diese Frage lässt sich einwandfrei bejahen, denn durch einen entschlossenen Kraftakt nahezu der kompletten Mannschaft konnten wir ein neuerlich drohendes Unentschieden abwenden. Die Chronik unserer ´Katharsis´ liest sich folgendermaßen: Die krankheits- bzw. arbeitsbedingten Absagen von Mathias Baumann und Pawel Kulbacki hatten immerhin den einen erfreulichen Effekt, nämlich mit Gerhard Keller und Christian Kögler zwei ´Edel-Joker´ in unserer Mannschaft begrüßen zu dürfen, die durch eine gleichmäßige Verteilung auf unsere beiden Automobile jederzeit in der Lage sind, den dortigen Lautstärkepegel auf den einer startenden Boing 737 zu erhöhen! Auch wenn dergestalt die Ansagen der Navigationssysteme nicht mehr zu verstehen waren, fanden wir trotzdem zur rechten Stunde zur ´Hohenzollern-Halle´, dem zu erreichenden Spielort. - Nach zirka zweistündiger Spielzeit trudelte mit einem sicheren Schwarzremis von Thomas Ahlich (Brett 2) dann schon das erste Ergebnis ein. Sein Gegner hatte ein Mittelgambit als Eröffnung gespielt und kurzfristig drohte die Stellung dramatisch kompliziert zu werden, doch eine Abtauschorgie im gegenseitigem Einvernehmen hinterließ auf dem Brett ein völlig gleich stehendes Endspiel. - Stand: 0,5-0,5 - Das zweite Schwarzremis des Tages steuerte Christian Kögler (Brett 8) bei, wobei übereinstimmend festgestellt wurde, dass Christian in der Schluss-Stellung eigentlich auf Verlust stand. Denn nach einer Englischen Eröffnung erreichte Christian ein Mittelspiel mit allen Bauern, allen Schwerfiguren und ungleichfarbigen Läufern, das recht gut für ihn zu stehen schien. Doch Christian beurteilte die Stellung falsch und gestattete seinem Gegner einen Angriff über die h-linie, dem er wohl zum Opfer gefallen wäre, wenn ihm nicht remis angeboten worden wäre! - Stand: 1-1 - Danach waren, für mich urplötzlich, da ich erst nach Beendigung meiner eigenen Partie davon erfuhr, vier weitere Partien entschieden! - Stand: 2-4 - Da war also unser Traum vom Mannschaftstriumph bereits ausgeträumt, und das ereignete sich in nicht ganz gesicherter Reihenfolge so: Gerhard Keller (Brett 7) hatte mit Weiß gegen einen unkonventionellen Königsindischen Aufbau zu kämpfen und unterschätzte dann im Mittelspiel den Plan, den sein Gegner mit seinen Springermanövern verfolgte. Die Konsequenz war ein auf den Feldern e4 und c3 erfolgender explosionsartiger Zusammenruch der Stellung von Gerhard, dessen Gegenwehr dann rasch gebrochen wurde. - Steffen Winterfeldt (Brett 5) hatte in seinem Gegner jemanden gefunden, der in der Eröffnung noch ausgefallenere Wege als er selbst beschreitet. Die Position nach 1.b4-Sc6! 2.b5-Se5! 3.Lb2-Sg6! stellt eine wahrhaft würdige Erwiderung auf die Sokolsky-Eröffnung von Steffen dar. Nicht überraschend erzielte Steffen daraufhin einigen Stellungsvorteil, doch er investierte viel Zeit dafür, an deren Mangel er letztendlich scheiterte, indem er ein bis zwei Bauern einstellte. Bald darauf war das Endspiel für Steffen nicht mehr zu halten. - Peter Ziegler (Brett 4) scheiterte mit Schwarz nach einer vogelwilden Variante der Französischen Verteidigung an ihm plötzlich überfallenden Stellungsoptimismus. Dieser ließ Peter in der Annahme, seinen Gegner über den Haufen rennen zu können von allen solideren Fortsetzungen Abstand nehmen. Die Folge waren nach seiner Aussage drei wirklich schlechte Züge, die seine Stellung in noch dazu horrender Zeitnot nicht mehr vertrug, so dass er selbst mattgesetzt wurde. - Natalia Zabarska (Brett 6) feierte dagegen erneut einen sehr sicheren und hoch verdienten Erfolg. Gegen ein Damenbauernspiel wählte Natalia dabei mit Schwarz einen Königsindischen Aufbau, der in einer scharfen Mittelspielstellung mündete. Dort war Natalia ihrem Gegner offenbar taktisch deutlich überlegen und kombinierte diesen schwindlig. Als Resultat hatte Natalia schließlich mehrere Figuren gewonnen, doch ihr Gegner wollte sich das herauf ziehende Matt auch noch zeigen lassen. - Nichts ahnend von diesen dramatischen Wendungen bastelte derweil Thomas Gebhard (Brett 3) an einem neuen Vereinsrekord sowie der eigenen Unsterblichkeit. Den Vereinsrekord schaffte Thomas dann auch, indem seine verbleibende Bedenkzeit für die restlichen 22 Züge ziemlich exakt 3 Minuten betrug, Gratulation! An der Unsterblichkeit scheiterte Thomas jedoch, da seine Zugwahl in der Diagrammstellung auf der Startseite in 27.Kh1? bestand, wohingegen natürlich 27.Tf6:! sofort die Partie entschieden hätte. Wollen wir die Ausrede seiner noch verbleibenden 90 Sekunden Restbedenkzeit gelten lassen? Nein! Wollen wir gelten lassen, dass uns dadurch ein weiteres Mannschaftsremis erspart wurde? Ja! Denn nach weiteren Wendungen erzielte Thomas immerhin im 35. Zug ein Remis durch Dauerschach, um nach einer Analyse der Schluss-Stellung zu bemerken, dass diese mit einer Abwicklung, deren Pointe erneut in Tf6: bestanden hätte, immer noch zu gewinnen war. - Stand: 2,5-4,5 - Außer Konkurrenz fuhr derweil Paul Wittmann (Brett 1) einen weiteren Sieg ein. Auf sein mit Weiß vorgetragenes Damenbauernspiel in der Eröffnung antwortete sein Gegner mit einem exzentrischen Aufbau, der den Siegeswillen von Paul noch zusätzlich anstachelte. Fortan wurde die Stellung von Paul im Mittelspiel zwar immer besser, doch sie war weit davon entfernt gewonnen zu sein. Obwohl Paul in Zeitnot geriet, widerstand er den andauernden Remisofferten seines Gegners, der dadurch offenbar nur selbst außer Tritt geriet und bald darauf entscheidend Material einbüßte. Der technischen Teil, der in der Verwertung einer Mehrqualität und eines Mehrbauern bestand, bereitete Paul dann nach der Zeitkontrolle keinerlei nennenswerte Probleme mehr. - Endstand: 3,5-4,5. Damit dauert die Heilsbronner ´Effizienz-Serie´ an...

Die Tabelle der Bezirksliga 2/B sieht unsere 1. Mannschaft nach dieser 6. Runde mit 6-6 Punkten auf einem geteilten 4. bis 6. Platz, genau einen Punkt vor den Abstiegsplätzen. Es fehlen also offenbar noch 2 bis 3 Pünktchen, um auch in der nächste Saison sicher in der Bezirksliga antreten zu können. Und unser nächster Gegner ist der SK Schwabach 1907 I...

Nachbemerkung: Auf dem Heimweg von der ordentlich einberufenen Trauerfeier wurde ich dann in der Untergrund-Bahn wider Willen neuerlich ein Ohrenzeuge, diesmal eines äußerst bemühten Gespräches einer Kleingruppe pubertierender Menschenkinder, die offenbar das löbliche Ziel verfolgten, den Abend in Vorbereitung auf den montagmorgendlichen Englisch-Unterricht lässig ausklingen zu lassen. Und das waren die Sätze (deren Übertragung in die deutsche Sprache zum besseren Verständnis jeweils in Klammern steht), die ich dabei vernahm (wobei die Namen aller Gesprächsteilnehmer frei erfunden sind und nur die Dialogform des Textes unterstützen sollen):

PETE: "Shout hair, my show sin he!"
("Ruft Haare, mein Auftritt Sünde er!")

PAUL: "We hostess no fatty creaked?"
("Wir Unterhalterin nicht fettig geknarrt?")

PETE: "Hobby the finally shone checked!"
("Freizeitbeschäftigung die schließlich schien geprüft!")

PAUL: "Adds gay wider, die blades grade."
("Addiert schwul breiter, sterben Klingen Einheit.")

MARY: "Side hold moll net so blade, daylight shower alee hair, dodder adds a row game?!"
("Seite halten Hure Netz derart Klinge, Tageslicht Dusche hinzu Haar, wanken addiert eine Reihe Spiel?!")

PETE: "Adds loss ma hold do my row, when my show he sin!"
("Addiert Verlust Mutter halten machen meine Reihe, als mein Auftritt er Sünde!")

LUCY: "Fraily son day blade, canada clubbed, does days net checked home!"
("Schwächlich Sohn Tag Klinge, Kanada vereint, macht Tage Netz geprüft Heimat!")

PAUL: "Side ear a moll net so loud, ear doom henna!"
("Seite Ohr eine Hure Netz derart laut, Ohr Untergang Henna!")

LUCY: "Die show son net he, do host flips on, die face shower hold rouse!"
("Sterben Auftritt Sohn Netz er, machen viel schnipst auf, sterben Gesicht Dusche halten erwachen!")

MARY: "Adds summer so wide, domain weir gay! Mist ear hear net a meat rouse?"
("Addiert Sommer derart breit, Domäne Damm schwul! Nebel Ohr hören Netz ein Fleisch erwachen?")

Offenbar, so meine feste Überzeugung, handelte es sich dabei um Passagen aus dem kryptischen Werke namens ´Finnegans Wake´ von James Joyce. "Löblich, diese Jugend," dachte ich bei mir "wer hätte gedacht, Kinder würden heutzutage noch derart akribische Studien der Literatur zu Stande bringen, um frei daraus rezitieren zu können!" Eilends ging ich im Geiste die wenigen hundert Seiten des erwähnten Buches durch, indes ohne die gehörten Sätze zu entdecken. Wer nur kann mir ergründen helfen, woher diese seltsamen Passagen stammen und, wichtiger noch, was mit diesen eigenartigen Worten zum Ausdruck gebracht werden sollte. Jetzt seid ihr dran! [ZAPF]