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Das Cliff-Barnes-Syndrom grassiert in Zabo, bzw. Berichterstattung als Recyclingware!

Runde 5: SC Postbauer-Heng II - Zabo-Eintracht Nürnberg I 4 : 4

Meine liebe Frau, die der gleich ihr wunderschönen Kirche ´Zu meiner lieben Frau´ in Fürth die hiermit erfolgende Anrede verdankt, wirft mir Blicke zu, die wohlwollend dahingehend zu deuten sind, dass ich mich der winterlichen Großwetterlage zuwiderlaufend auf sehr dünnem Eis bewege! Die weitere Interpretation ihrer ausgefeilten Blicktechnik legt mir zudem nahe, diesen Artikel kurz und bündig und vor allem schnell zu Papier zu bringen (so nannte man vor Zeiten diesen Vorgang des Schreibens, die Ältesten unter uns mögen sich eventuell erinnern). Denn aufgrund meines obsessiven Dranges zur Berichterstattung auf diesen Seiten beginne unser ganzes Familienleben im Allgemeinen und die Aufmerksamkeit, die ihr meinerseits zu Teil wird, ganz im Besonderen zu leiden. Ist es nicht etwas Wunderbares, welche Menge an Information das Säugetierweibchen der Spezies ´Homo Sapiens´ dem Säugetiermännchen der Spezies ´Homo Ludens´ mit einem einzigen und einzigartigen Blick vermitteln kann? - Und natürlich bricht jeder gut dressierte Ehemann unter derartigem Druck zusammen wie eine Sandburg beim Eintreffen eines Tsunamis.

Ich hoffe dieser Wettkampfbericht in Telegrammstil entspricht immerhin dem Zeitgeist unserer geschätzen ´Informationsgesellschaft´. Jetzt geht es los:

1 – 0 durch Paul Wittmann (Brett 1) -Stopp- Der Sieg von Paul war nie ernsthaft gefährdet, denn er wurde durch bloße Anwesenheit gegen die bloße Abwesenheit seines nur nominell existierenden Gegners errungen. -Stopp- 2 – 0 durch Gerhard Keller (Brett 8) -Stopp- Der Sieg von Gerhard war nie ernsthaft gefährdet, denn er wurde durch bloße Anwesenheit gegen die bloße Anwesenheit seines Gegners errungen. Nach einem Vier-Springer-Spiel hatte Gerhard bereits im beginnenden Mittelspiel nach einer klitzekleinen Kombination tatsächlich drei Mehrbauern und brachte die Stellung ganz sicher nach Hause. -Stopp- 2,5 – 0,5 durch Peter Ziegler (Brett 4) -Stopp- Peter war gut aus seiner Französischen Eröffnung heraus gekommen, hatte er doch das Läuferpaar und sein Kontrahent zudem eine schlechte Bauernstellung. Doch durch eine mindere Abwicklung konnte sein Gegner sowohl seine Bauernstellung reparieren als auch das Läuferpaar spalten und dadurch Ausgleich erzielen. -Stopp- 3 – 1 durch Thomas Gebhard (Brett 3) -Stopp- Thomas spielte die ´Mutter aller Eröffnungen´, ein Königsgambit, und erzielte eine aussichtsreiche Stellung. Geblendet durch eine formschöne Abwicklung, die durch einen Figurengewinn ihre Krönung hätte finden sollen, übersah er in der Berechnung den letzten Zug seines Gegners, der diesem ein völlig gleich stehendes Endspiel garantierte. -Stopp- 3 – 2 durch Steffen Winterfeldt (Brett 6) -Stopp- Nach einer wenig spektakulären Damenbauern-Eröffnung vergaloppierte sich ein Springer von Steffen im Feindesland und wurde nach einigen Zügen nicht mehr gesehen. Dadurch war die Stellung natürlich langfristig nicht mehr zu halten. -Stopp- 4 – 2 durch Natalia Zabarska (Brett 7) -Stopp- Nach ihrem Geschlossenem Sizilianisch in der Eröffnung gelang es Natalia ihre Stärken in einer sehr undurchsichtigen Stellung auszuspielen. Dies hatte einen Qualitätsgewinn sowie starken Königsangriff zur Folge. Diese Vorteile konnte Natalia kombinatorisch sehr schön zum Gewinn eines für uns ganz wichtigen Punktes umsetzen. -Stopp- 4 – 3 durch Mathias Baumann (Brett 5) -Stopp- Dabei war Mathias sehr aktiv aus einem Damengambit in ein Mittelspiel gelangt, welches ihm die Initiative am Damenflügel sicherte. Doch leider kam Mathias durch einen Einsteller die Qualität abhanden. Das resultierende Endspiel Dame-Springer-Bauer gegen Dame-Turm bot jedoch aufgrund der offenen gegnerischen Königsstellung viel Remispotential. Ein weiterer Fehlgriff bedeutete jedoch den Partieverlust. -Stopp- 4 – 4 durch Thomas Ahlich (Brett 2) -Stopp- Nach seiner Damenindischen Verteidigung kam Thomas in ein glänzend stehendes Mittelspiel, in dem er ersatzlos die Qualität gewann. Doch in horrender Zeitnot stellte Thomas ebenso ersatzlos zwei Bauern ein. Es entstand eine sehr zweischneidige Stellung, die beiden Parteien Chancen zum Königsangriff bot. Kurz vor der zweiten Zeitkontrolle überzog Thomas dann allerdings die Stellung und verlor aufgrund eines Bauernvorstoßes seines Gegners den Faden sowie die Partie. -Stopp- Wie hoffentlich ersichtlich wurde, haben wir zum wiederholten Male grob fahrlässig den Mannschaftserfolg verschenkt! -ENDE-

In dieser Saison bedeutet obiges Resultat das vierte Unentschieden im fünften Wettkampf. Damit verbleiben wir mit jetzt 6 : 4 Punkten auf dem geteilten 3.–5. Platz in der Bezirksliga 2/B. Doch die Abstiegsränge sind noch nicht außer Reichweite, aber womöglich ´gelingen´ uns noch ein paar weitere Punkteteilungen! An dieser Stelle endet der schachliche Teil dieses Berichtes.

Und damit kommen wir zum unappetitlichen Thema der Ursachenforschung. Es sei vorweg geschickt, dass sich das Weiterlesen nur für medizinisches Fachpersonal lohnt. Insbesondere möchte ich allen Jugendlichen sowie psychisch labilen Zeitgenossen die weitere Lektüre untersagen! Denn in meiner Eigenschaft als Stellvertreter des Hausmeisters der ZHO (Zabo Health Organisation) kann ich nach einer tiefgründigen Analyse zweifelsfrei beweisen: Die Ursache dieser ´Remis-Krankheit´ ist das ´Cliff-Barnes-Syndrom´, übertragen durch einen noch nicht identifizierten Virus, dessen ´Patient Null´ allerdings zweifelsfrei Thomas Gebhard ist, wie diese autobiographische Schrift belegt (´Das Cliff-Barnes-Syndrom´, Erstveröffentlichung im ´Rangau-Schach´, Nummer 24, Zirndorf 1997):

´Wer erinnert sich nicht an Cliff Barnes aus der wunderschönen TV-Serie ´Dallas´? Er war der Bruder der herzensguten Pamela, die mit dem herzensguten Bobby Ewing verheiratet war, dessen hinterhältiger Bruder J.R. Ewing gemeinsam mit Vater Jock Ewing die Familienfirma ´Ewing-Oil´ leitete und ständig sein Eheweib Sue Ellen betrog, worüber auch Mutter Miss Ellie immer sehr traurig war. Die Ewings lebten alle zusammen auf der ´Southfork-Ranch´ und auf dieser Ranch malochten natürlich viele verschwitzte, verdorbene und vor allem verblödete Ranch-Arbeiter vor sich hin, die sich alle in ziemlich ungeordneter Folge mit dem letzten noch zu erwähnenden Ewing-Familienmitglied geschlechtlich betätigten. Denn die einzige Tochter von Miss Ellie und Jock war eine Frau, die ein liederliches Leben führte. Ihre Lebensaufgabe bestand darin, blond, reich und mannstoll zu sein! Den lieben langen Tag lag sie nahezu unbekleidet in einem Liegestuhl herum und wartete auf einen verschwitzten, verdorbenen und vor allem verblödeten Ranch-Arbeiter, der sich zum Swimmingpool der ´Southfork-Ranch´ verlief, um folgenden Dialog zu führen. Er: "Oh hallo, ich wollte eigentlich zu Jock." Sie: "Daddy ist im Büro, aber (...) vielleicht kann ich Ihnen helfen?" Obiges (...) steht dabei für den lasziven Schmollmund, den sie an dieser Stelle des ausgefeilten Wortwechsels nonchalant einfließen ließ. - Nun, ich war damals dreizehn Jahre alt und saß jeden Dienstag ab 21.45 Uhr vor der Glotze, um mir ´Dallas´ anzusehen. Ich war verschwitzt, verdorben und vor allem verblödet, und dachte mir deshalb: "Junge, Junge! Ich will (...) Ranch-Arbeiter werden!" Hierbei steht nun das (...) für die Zeit, in der ich an jenen lasziven Schmollmund dachte und naja, wir wollen das jetzt nicht vertiefen. Dem aufmerksamen Leser ist mittlerweile aufgefallen, dass ich bisher die blondreichmannstolle Frau mit dem lasziven Schmollmund, die ein liederliches Leben führte, nicht beim Namen genannt habe und dies hat auch einen Grund: ich habe ihn vergessen! - Vergesslichkeit ist bekanntermaßen eine Alterserscheinung, weswegen ich noch kurz etwas zu diesem Thema sagen möchte: denn inzwischen sitze ich dreißigjährig vor der Glotze und warte mit Interesse auf TV-Serien wie beispielsweise ´Baywatch´. Auch dort, wie nahezu überall, gibt es viele Frauen mit laszivem Schmollmund, die ein liederliches Leben führen, und dennoch ist es nicht mehr wie damals vor siebzehn Jahren. Als der Intellektuelle, zu dem ich in dieser langen Zeit mühelos gereift bin, weiß ich heute genau, worauf es wirklich ankommt. Darum drehe ich inzwischen den Ton ab! - Das ´Cliff-Barnes-Syndrom´ nun verdankt seine Entdeckung dem Umstand, dass ich damals noch nicht den Ton abdrehte und so auch Ohrenzeuge eines Dialoges zwischen J.R. Ewing und Cliff Barnes wurde, nachdem Ersterer Letzterem einmal mehr durch Betrug ein paar Millionen Dollar vor der Nase weggeschnappt hatte. Wir alle kennen diese Situation genau: ein paar Millionen Dollar wurden uns gerade durch Betrug vor der Nase weggeschnappt, unsere Firma macht deswegen pleite, unser geliebtes Eheweib ist gerade einmal inoperabel an einem Gehirntumor erkrankt, unsere Kinder werden in diesem Moment zur Adoption freigegeben, wir saufen wie die Schweine literweise Schnaps, hatten soeben einen beinahe tödlichen Autounfall, und so weiter! Nun begegnen wir zufällig dem Mann, der all dies verursacht hat, da unternimmt man schon einmal etwas, das man später eventuell bedauert. So auch Cliff Barnes: Er sah also gerade J.R., lief ruhigen Schrittes auf ihn zu und sagte mit gelassener Stimme: "Sie sind ein Schuft, J.R.!" Wau, das hat gesessen! Doch wie reagierte J.R.? Zog er vielleicht los, um mit seiner Avon-Beraterin ein Stelldichein zu vereinbaren, oder um mit dem Marlboro-Mann in den Sonnenuntergang zu reiten bzw. mit Kapitän Iglo auf große Fahrt zu gehen? Liebe Leser: nein, natürlich nicht, oder falls, dann erst später. J.R. setzte seinen nach ihm benannten ´J.R.-Grinser´ ins Gesicht und sprach folgenden Satz, der so einfach klingt und doch so tiefgründig ist: "Sie können niemals gewinnen, Barnes, denn Sie sind kein Gewinner!" Und noch heute, siebzehn Jahre danach, wache ich ab und an schweißgebadet mitten in der Nacht auf und denke über diesen Satz nach: "Sie können niemals gewinnen, Barnes, denn Sie sind kein Gewinner!" - Der hiermit bis zur Einschlafgrenze gelangweilte Leser dieser Episode meines spannungsgeladenen Lebens fragt sich nun: "Was hat der ganze Blödsinn eigentlich mit Schach am Hut?"´ - Nun, das wissen wir ja inzwischen! [ZAPF]